Chronik

SPD Ortsverein Koblenz-Metternich

Chronik der SPD in Koblenz-Metternich

Autor: Hans-Jürgen Wenzel

Vorgeschichte

1863 gründete Lassalle in Leipzig den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“, 1869 folgten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach mit der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“. Beide schlossen sich 1875 in Gotha zusammen. Auf dem Parteitag in Halle gab sich die Partei 1890 den Namen „Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)“.

Im Rheinland und unserer engeren Heimat fasste die SPD erst gut zehn Jahre später Fuß. Am 18. Juli 1878 berichtet der Regierungspräsident in Coblenz nach Berlin:

„Im Kreise Coblenz kann … von einer sozialdemokratischen Bewegung gegenwärtig nicht die Rede sein, da innerhalb der ackerbautreibenden Bevölkerung die Lehren und Tendenzen der Sozialdemokratie … bis jetzt noch nicht Platz gegriffen haben, was wohl der besonderen Haltung der Fabrikherren und Hüttenbesitzer zu danken ist, da von denselben sozialdemokratische Arbeiter nicht geduldet werden.“

Erst zur Reichstagswahl 1890 stellte die SPD in Coblenz eigene Kandidaten auf; noch im Jahre 1900 waren die Genossen in Coblenz selbst absolut untätig. Doch kurz nach der Jahrhundertwende bildeten sich gewerkschaftliche Vereinigungen als organisatorische Stütze bei den Wahlvorbereitungen der SPD. So wurde am 12. September 1901 eine Versammlung durch den Deutschen Maurerverbandes in Metternich einberufen – der Anfang sozialdemokratischen Lebens in unserem Ort.

Am 6. Juni 1903 fand die erste Wählerversammlung der SPD in Coblenz in der Gaststätte Schlemmer, Kornpfortstraße, statt. Gleichzeitig berief der Metternicher Joseph Schneider eine öffentliche Versammlung der Maurer ein.

Am 28. März 1904 wurde im Lokal „Nassauer Hof“ in der Kornpfortstraße für den Wahlkreis Coblenz-St. Goar ein Kreisverein der SPD gegründet. Vorsitzender wurde Jakob Ahlscheid aus Metternich, geb. 2. März 1857.

Ahlscheid, Schwiegervater von Johann Dötsch, verzog später in die Görgenstraße und starb hochbetagt am 20. Mai 1942, nachdem er sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg von der Partei zurückgezogen hatte.

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1904 mußte die Koblenzer SPD von Lokal zu Lokal ziehen, nachdem eine Brauerei einem Gastwirt bedeutet hatte:

„Die Königliche Polizei-Direction teilt uns mit, daß bei Ihnen sozialdemokratische Versammlungen stattfinden sollen. Wir werden das unter keinen Umständen dulden.“

Über Metternich berichtet der Landrat im September 1904, daß sich die freien Gewerkschaften nach wie vor in der für Militärpersonen verbotenen Wirtschaft Höfer zu Metternich treffen. In einzelnen Orten – so auch in Metternich – hätten die katholischen Pfarrer christliche Arbeiter-Vereine ins Leben gerufen, die anscheinend den Sozialdemokraten Abbruch tun.

In Metternich selbst war es noch immer nicht soweit, obwohl Metternicher Sozialdemokraten sehr aktiv waren. Am 8. Juni 1904 trafen sich unter Leitung des Metternicher Schreiners Ferges die Schreiner, Glaser, Drechsler und Holzbildhauer und forderten eine neunstündige Arbeitszeit und 37 1/2 Pfennige Stundenlohn. 1904 nennt der Landrat 16 sozialdemokratische Vereine, darunter:

– „Sozialdemokratischer Verein für den Wahlkreis Coblenz-St. Goar“ (Vorsitzender Jakob Ahlscheid, Metternich),

– „Zentralverband der Maurer und verwandten Berufsgenossen, Zahlstelle Coblenz“, (Vorsitzender Maurer Anton Mogendorf, Metternich),

– „Zentralverband der Glaser und verwandten Berufsgenossen Deutschlands, Zahlstelle Coblenz“ (Vorsitzender Otto Helfer/Trierer Straße 105).

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Der Ortsverein bis 1918

Erst am 13. Dezember 1905 wird unser Ortsverein erstmals erwähnt. Der Königliche Landrat von Stedmann schreibt auf eine Verfügung der Regierung vom 28. November 1905 unter Tagebuch-Nummer „286 geheim“:

„Der Maurer Anton Mogendorf zu Metternich, Neugasse 17, ist Vorsitzender der sozialdemokratischen Gesellschaft zu Metternich. Kassierer ist der Maurer Franz Heidger. Die Anzahl der Metternicher Sozialdemokraten kann nicht angegeben werden, doch sind die Haupträdelsführer (na, na!) Maurer Karl Schmidt, Maurer Joseph Schneider, Maurer Jakob Sabel, Stukkateur Wilhelm Polcher, Stukkateur Ferdinand Schuller, Maurerhandlanger Eugen Hintermeister. Der Versammlungsort ist Coblenz, Wirtschaft „Zum Goldenen Ring“. In Metternich verkehren die Sozialdemokraten hauptsächlich in der Wirtschaft Wilhelm Höfer.“

Als Gründungsjahr können wir folglich mit Sicherheit das Jahr 1905 annehmen und als Gründungsmonat fast mit Sicherheit den September oder Oktober 1905.

Alle Kraft widmete der junge SPD-Ortsverein dem Kampf für bessere Lebensbedingungen und gegen das 1845 eingeführte preußische Dreiklassenwahlrecht, bei dem sich die Stimmanteile nach dem Steueraufkommen richteten. So wurde in Metternich je ein Drittel der Gemeinderatsmitglieder von den Steuerzahlern der ersten, zweiten und dritten Klasse ohne Rücksicht auf die Stimmenzahl gewählt.

Am 22. Juli 1906 gründete der Verband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter und -arbeiterinnen eine Filiale, der 21 Mitglieder aus Metternich und Coblenz beitraten.

Im Winter 1907 errang die Metternicher SPD trotz des Dreiklassenwahlrechts vier der 19 Sitze des Gemeinderats. 1908 wurde anläßlich des Gaswerkbaues ein Ausstand der Erdarbeiter von sozialdemokratischer Seite herbeigeführt, mit dem höhere Löhne begehrt wurden. Nach Gewährung einer geringen Lohnerhöhung und Entlassung von zwei Anstiftern endete der Ausstand.

Am 13. August 1911 wurde in Metternich ein Konsumverein gegründet. Eine am 31. Juli 1912 vom Landrat erstellte Liste „der im Kreise Coblenz tätigen Anarchisten und Sozialdemokraten, nach ihrer Gefährlichkeit geordnet“ nennt neben den uns bereits bekannten Genossen den Porzellanmaler Franz Hänsl, geb. am 7. April 1882, Vorsitzender des Schutzvereins der Porzellanmaler zu Metternich. Eine Aufstellung vom 31. Januar 1913 enthält die Maurer Matthias Müller, geb. 30. Oktober 1881, Trierer Straße 348, und Joseph Schneider, geb. 10. Juni 1872, Neugasse 10.

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Über das Leben im SPD-Ortsverein Metternich gibt ein altes, während der Zeit der NS-Verfolgung unter Fußbodenbrettern verstecktes Protokollbuch Aufschluß, welches uns Marianne Görgen überließ. Es beginnt mit der Mitgliederversammlung vom 15. Februar 1913. Vertrauensmann (erster Vorsitzender) war Genosse Jonas. Mitgliederversammlungen fanden damals alle zwei bis vier Wochen statt, waren offenbar immer recht kurz und hatten Themen zum Gegenstand wie Kassierung, Tagungslokal, Kreiskonferenz oder Wahlvorbereitung, Themen also, die wir auch heute auf Vorstandssitzungen besprechen. Schriftführer war Leon Giedl. In sauberer Schrift zeichnete er beispielsweise auf, daß die Genossin Vetter und die Genossen Schöneberg, Fredrichs, Schwesinger und Vinzenz zu Delegierten zur Kreiskonferenz in Horchheim am 27. April 1913 gewählt wurden. In den Kreisvorstand wurden als Vorsitzender Genosse Schlegel, als Schriftführer Genosse Keil und als Kassierer Genosse Eckmann berufen.

Am 7. Mai 1913 wurde Genosse Jonas als Ortsvereinsvorsitzender wiedergewählt.
Am 25. Mai 1913 forderte die Genossin Juchacz, Begründerin der Arbeiterwohlfahrt, vor leider nur acht Genossen und vier Zuhörern in einem Referat über „Frauen und Sozialismus“ etwas heute Selbstverständliches: die Einführung des Wahlrechtes für die Frauen.

Bis Kriegsausbruch wurde im Bahnhofsrestaurant getagt. Am 1. Juli 1913 umfaßte der Ortsverein 25 männliche und ein weibliches Mitglied. Der Wochenbeitrag belief sich auf zehn Pfennig. Der Kassenbestand am 1. Juli 1913 betrug 5,87 Mark. 13 Mitglieder sind zugezogen und 14 abgereist.

Am 22. August 1913 ehrte die Versammlung durch Aufstehen den allseits verehrten verstorbenen August Bebel, den langjähriger Vorsitzenden der SPD.

Rührend lesen sich die Kassenberichte: Von den Beiträgen des zweiten Vierteljahres verblieben dem Ortsverein 26 Prozent oder 9,07 Mark. Davon für Flugblattverteilung in Güls 1,00 Mark und für Schreibbedarf und Porto 0,73 Mark. Im vierten Vierteljahr wurden 0,05 Mark für eine Postkarte sowie 1,35 Mark für eine Kladde und Papier ausgegeben.

Im vierten Vierteljahr 1913 gewann der Ortsverein ein weibliches und fünf männliche Mitglieder, sodaß am 31. Dezember 1913 18 Männer und vier Frauen Mitglieder waren. Wiederum sind dreizehn abgereist, was sicher durch Arbeitsplatzwechsel der damals keinen Kündigungsschutz genießenden Arbeiterschaft bedingt war.

Am 7. April 1914 beantragte der Ortsverein bei der Kreiskonferenz die Verlegung des Maifeiertages auf den 3. Mai 1914, da die Betriebe die Maifeiern durch Nichtanordnung von Arbeitsruhe für den 1. Mai hintertreiben würden. Den neuen und letzten Vorkriegsvorstand bildeten Friedrich (Vorsitzender), Karl Vetter (Schriftführer), J. Vetter (Kassierer) und Kreuter (Hilfskassierer). Jedoch schon am 28. Juni 1914 wurde Joseph Vetter infolge Abreise des Genossen Friedrich zum Vorsitzenden gewählt. Dem Ortsverein gehörten zu dieser Zeit sieben weibliche und 21 männliche Genossen an. Die Eintragung „Am 1. August 1914 Kriegsausbruch“ beschließt diesen Abschnitt.

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1918 bis 1933

Mehrere Genossen trafen sich am 4. Dezember 1918, um den während des Krieges eingegangenen Ortsverein Metternich wieder in Gang zu bringen. Den vorläufigen Vorstand bildeten Jakob Mayer (Vorsitzender), Jonas (Kassierer) und Karl Vetter (Schriftführer).

Die SPD traf sich ab 1918 in mehreren Wirtschaften abwechselnd, so bei Kneipp (Trierer Straße), Litto, Schmengler („Zur Linde“), Weiß, Möbus („Deutsches Haus“, Trierer Straße) und Joseph Kröll. Plötzlich war die SPD, die mit Friedrich Ebert auch den Reichspräsidenten stellte, salonfähig geworden.

Am 4. Januar 1919 wählte man den endgültigen Vorstand mit Mayer als Vorsitzendem, Daniel als stellvertretendem Vorsitzenden, Karl Vetter als Schriftführer, Jonas als Kassierer sowie Huppertz und Grundmann als 2. Kassierer.

Am 24. Januar 1919 beschloß man die Betreuung der Gemeinden Rübenach und Bassenheim bei der Durchführung der Wahlen zum preußischen Nationalrat. Am 29. November 1919 wählte der Gemeinderat den Genossen Joseph Schneider zum Ortsvorsteher.

Stärker indessen schlagen in den Niederschriften die Sorgen der Nachkriegszeit zu Buche. Am 17. Mai 1919 bildete der Ortsverein eine Delegation zum Landrat, die mit Erfolg die Einrichtung eines Mieteinigungsamtes vorschlug. Zur Steuerung der Wohnungsnot und des Terrors der Hausbesitzer wollten die Genossen dem Landrat jeden leerstehenden Raum melden. Eine hierzu gebildete Kommission erhielt die Mitteilung der Behörde, man habe keine gesetzliche Handhabe, um leerstehenden Wohnraum zu beschlagnahmen. Die SPD empfahl Mietern, denen mehr als 10 bis 15 Prozent Mieterhöhung zugemutet wurde, nicht zu zahlen, aber auch nicht auszuziehen.
Verschiedene SPD-Mitglieder erhielten auf Klagen über das verspätete Eintreffen der sozialdemokratischen Zeitung „Rheinische Post“ die Antwort, daran seien die englische Zensur und die mangelhaften Zugverbindungen von Köln schuld.

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Am 1. Januar 1920 beantragte Fraktionsvorsitzender Jakob Mayer namens der SPD, der Gemeinderat möge beschließen, die Erzeuger, die ihren Ablieferungspflichten nicht nachkommen, bekanntzugeben. Dieser Antrag wurde wohl abgelehnt. Am 7. Februar 1920 wird die mangelhafte Versorgung Metternichs mit Brot beklagt. Man beschIoß, beim Landrat vorstellig zu werden, sollte dies ohne Ergebnis bleiben, wollte man sich an die „Amerikanische Behörde“ wenden. Peter Jungbluth wurde zum ersten Kassierer gewählt, die Genossen Peter Neu, Wilhelm Dötsch, Andreas Wunsch, Carl Schmitz, Hindermeister, Adams, Ebertz, Gräff und Johann Vetter zu Kandidaten für die aufzustellenden Elternbeiräte berufen.

In der Versammlung vom 18. Juli 1920 wurde scharf gegeißelt, daß ein Mitglied der Reichstagswahl ferngeblieben sei, zugleich aber gelobt, daß man in Metternich ohne die Stimmen der USPD erstmals das Zentrum überflügelt hatte, obwohl das Zentrum die SPD in gehässiger Weise als religionsfeindlich beschimpft habe.

Fünf weibliche und 211(!) männliche Mitglieder zahlten im ersten Vierteljahr 1920 an Spenden und Beiträgen 304,07 Mark. Am 5. September 1920 bildete der Ortsverein eine Volksbildungskommission aus Jakob Mayer, Johann Dötsch und Adam Rosenbaum.
Am 27. November 1920 beklagte man allgemeine Preissteigerungen; der Wochenbeitrag für Frauen wurde auf 0,50 Reichsmark und für Männer auf 1,00 Reichsmark festgelegt. Wohl daneben ging die Ermahnung an die Arbeiterschaft, den vom Kasseler SPD-Parteitag empfohlenen Schnapsboykott einzuhalten.

Die Versammlung vom 29. November 1921 stand schon unter dem Zeichen der bevorstehenden Inflation. Erregung und Mißstimmung herrsche in Metternich, weil die meisten noch keine Kartoffeln für den Winter im Keller hätten. Weitere Diskussionspunkte waren die Wasserknappheit in Metternich, die Getreide- und Brotpreise sowie das Elend der Sozialrentner, Waisen und Kriegshinterbliebenen.

Unser Protokollbuch schließt mit der Generalversammlung vom Januar 1923, auf der Johann Dötsch 1. Vorsitzender wurde. Dem Vorstand gehörten ferner an Mayer (2. Vorsitzender), Carl Vetter und Georg Kurz (1. und 2. Schriftführer), Wilhelm Gräf (Kassierer), Pauli und Hild (Kassierer Oberdorf), Adams und Friedrichs (Kassierer Unterdorf), Jakob Kohns und Joseph Vetter (Beisitzer), Ernst Hartwig und Müller (Revisoren, also Kassenprüfer).

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In der am 4. Mai 1924 gewählten Gemeindevertretung saßen fünf Sozialdemokraten: Regierungssekretär Johann Dötsch, Justizbeamter Philipp Genheimer, Brauer Georg Kurz, Schreinermeister Wilhelm Rünz und Maurer Joseph Schneider.

Ab 17. November 1929 stellte die SPD drei Ratsmitglieder (Dötsch, Genheimer, Schneider).

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dieser sogenannten Machtergreifung folgen alsbald die Auflösung der Gemeindeparlamente (4. Februar 1933), das Verbot der sozialdemokratischen Parteipresse (März 1933), das berüchtigte Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 (dem alleine die SPD nicht zustimmte) und die Zerschlagung der Gewerkschaften (2. Mai 1933), wobei auch Johann Dötsch erstmals verhaftet wurde.

Immerhin erreichte die SPD in Metternich bei den Kreistagswahlen vom 12. März 1933 noch 479 Stimmen, bei den Gemeinderatswahlen noch 491 Stimmen und 4 Mandate (Dötsch, Krämer, Schneider, Wolf). Der letzte Ortsvereinsvorsitzende vor dem Verbot war ab etwa 1930 Peter Stotz.

Trotz Terror, massiver Wahlbehinderung Andersdenkender durch die Nazis und Verhaftung von Kommunisten und Sozialdemokraten waren diese Wahlen nicht erwartungsgemäß ausgegangen. So wurden härtere Bandagen angelegt: Am 22. Juni 1933 wurde der SPD jegliche Tätigkeit untersagt, ihr Vermögen beschlagnahmt und die vier Gemeinderäte aus dem Amt geworfen.

ng genehmigte das französische Commité Interministeriel bereits am 7. November 1945 die Zulassung von Parteien in der Französischen Zone. Deren Gouvemeur Hettier de Boislambert erlaubte aber erst am 16. Januar 1946 die Gründung von CDP (wie die CDU damals hieß), SP und KPD in der damaligen Provinz Rheinland-Hessen-Nassau (das Land Rheinland-Pfalz gab es noch nicht).

Antragsteller für die SPD, die sich damals „SP“ nennen mußte, waren neben Dötsch Maria Detzel, Paul Röhle und Dr. Becker. Im Rathaussaal wurde (überliefert ist der 4. November 1945) von Dötsch, den späteren Beigeordneten Emil Bettgenhäuser und Georg Rummel, dem schon am 6. März 1946 verstorbenen Oberbürgermeister Wilhelm Kurth, Regierungsrätin Detzel und den SPD-Mitgliedern Kalt und Schneider die SPD wiedergegründet. Einen schriftlichen Nachweis des Datums 4. November 1945 konnte ich nicht ermitteln. Dem ersten Stadtvorstand gehörten die Sozialdemokraten Heinrich Althaus, Anna Hans und Hans Schneider an. Bei der ersten demokratischen Stadtratswahl errang die CDP 21 Sitze, die SP 12 und die KPD drei. Mit Georg Rummel (Erster Beigeordneter) und Josef Nassen (Beigeordneter) beteiligte sich die SPD am Stadtvorstand.

Wann die Metternicher SPD wiedergegründet wurde, ist nicht genau bekannt. Sicherlich war Johann Dötsch nicht untätig, sicherlich trafen sich die übriggebliebenen bzw. heimgekehrten Genossen schon bald nach der Befreiung wieder, wegen des Versammlungsverbotes zunächst in Privatwohnungen.

1995 bis 1998

Am 17. Juli 1995 findet ein grosser Empfang der SPD im „Roten Ochsen“ statt – der Anlass: 90 Jahre SPD in Metternich!

Bei den Landtagswahlen 1996 gerät die SPD unter Druck. Sie bleibt zwar stärkste Kraft, Kurt Beck bleibt Ministerpräsident, doch der Juniorpartner FDP geht gestärkt in eine weitere sozial-liberale Koalition. Der Lützeler Dieter Muscheid bleibt weiterhin Landtagsabgeordneter, auch wenn er das Direktmandat abgeben muss.

1998 wechselt Deutschland den Kanzler aus! Gerhard Schröder gewinnt die Bundestagswahl und rot-grün regiert in Bonn. Die Einwohnerin Metternichs, Urusla Mogg, MdB, zieht wieder in den Bundestag ein.

1999

Nach mehr als zwanzig Jahren als Vorsitzender im Ortsverein Metternich gibt Hans-Werner Schaab den Staffelstab an einen jüngeren Genossen: Jörg Eger führt den Ortsverein.

In Metternich entsteht ein Krematorium. Am Bezirksfriedhof im Unterdorf errichtet die Stadt Koblenz eine solche Anlage. Die Anlage nimmt 1999 ihren Betrieb auf.

Bombenfund in Metternich! Eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg wird bei Bauarbeiten zur neuen Universität in Metternich auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne gefunden. Während der Entschärfung sind sonntags mehr als 10.000 Koblenzer evakuiert.

Die Kommunalwahl des Jahres 1999 wird zur Ohrfeige für die SPD. Herbe Verluste bescheren ein trauriges Ergebnis: Die CDU erreicht eine absolute Ratsmehrheit im Stadtrat. Nach zehn Jahren im Rat verabschiedet sich Marlene Fasel. Ihr folgt als jüngstes Ratsmitglied Christian Altmaier nach, Hans-Werner Schaab bleibt für weitere fünf Jahre Stadtrat.

2002

Nachdem Jörg Eger aus beruflichen Gründen den Vorsitz im Vorstand des Ortsvereines niederlegt, wird 2002 Ralph Vent Vorsitzender.

Die neue Universität Koblenz-Landau, Abteilung Koblenz, zieht komplett vom Oberwerth in ihre neue Heimat in Metternich. Ein gutes Stück Konversion ist vollendet.

Bei der zweiten Direktwahl des Koblenzer Oberbürgermeisters wird Eberhard Schulte-Wissermann bereits im ersten Wahlgang erneut von den Koblenzern mit mehr als 57 Prozent (bei insgesamt drei Kandidaten) gewählt.

2003

Ein weiteres Teilstück des Moselufers wird 2003 für die Metternicher geöffnet. Die Stadt hat Flächen der ehemaligen Pionierkaserne an der Mosel erworben. Die Wehrtechnische Dienststelle (WTD 51) bleibt erhalten und wird ausgebaut.

Die Mitgliederversammlung 2003 wählt Christian Altmaier zum Vorsitzenden. Als Ratskandidaten für die Kommunalwahlen im Jahr 2004 nominiert die SPD Metternich: Christian Altmaier, Dr. Anna Köbberling, Hans-Werner Schaab und Eberhard Stahl.

Metternich wächst: das Gewerbegebiet Metternich-Nord erhält einen zweiten Bausabschnitt. „Im Metternicher Feld“ siedeln sich Metternicher Unternehmen an.

2004

Die Kommunalwahl 2004 stärkt die Metternicher im Stadtrat. Insgesamt vier Metternicher arbeiten nun im Stadtparlament, davon erneut zwei Sozialdemokraten: Christian Altmaier und Anna Köbberling.

Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat ändern sich grundlegend. Die CDU verliert ihre absolute Mehrheit, auch die SPD verliert drei Sitze. Freie Bürger, FDP und Grüne erstarken. Die Arbeit für die Stadt ist nun konstruktiver durch die wechselnden Mehrheiten.

2005

Nach mehr als 20 Jahren Arbeit für die SPD Metternich scheidet Hans-Werner Schaab aus dem Vorstand aus. Die Mitgliederversammlung bestätigt Christian Altmaier als Vorsitzenden.

Anna Köbberling wird einstimmtig als B-Kandidatin für die rheinland-pfälzische Landtagswahl in 2006 von ihrem Ortsverein nominiert.

Unsere Ortsvereinsvorsitzenden

  • Anton Mogendorf 1905 bis 1913
  • Jonas 1913 bis 1914
  • Friedrich 1914
  • Joseph Vetter 1914 bis 1918
  • Jakob Mayer 1918 bis 1923
  • Johann Dötsch 1923 bis 1930
  • Peter Stotz 1930 bis 1933
  • Johann Klinkner 1946 bis 1954
  • Hermann Heil 1954 bis 1968
  • Marianne Görgen 1968 bis 1975
  • Günter Pauli 1975 (kommissarisch)
  • Jochem Weber 1975 bis 1977
  • Achim Brocke 1977 bis 1981
  • Hans-Werner Schaab 1981 bis 1999
  • Jörg Eger 1999 bis 2002
  • Ralph Vent 2002 bis 2003
  • Christian Altmaier seit Mai 2003

Bereits im Oktober 1945 stellte die Metternicher SPD mit Fritz Kalt ein Mitglied des Koblenzer Bürgerrates. Seit Oktober 1946 gab es in Metternich eine Gruppe der sozialistischen Jugend „Die Falken“ und einen Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt. Spätestens im September 1946 war Johann Klinkner Ortsvereinsvorsitzender. Ihm folgte 1954 Hermann Heil, der 1964 bis 1968 auch Unterbezirksvorsitzender war. Mit Werner Buchstaller, Günter Pauli und Ursula Mogg stellte Metternich drei SPD-Bundestagsabgeordnete sowie ab 1946 zahlreiche Ratsmitglieder.

1991 änderten sich erstmals seit Kriegsende die Mehrheitsverhältnisse im Lande. Bei der Landtagswahl vom 21. April 1991 gewannen Rudolf Scharping und Dieter Muscheid die beiden Koblenzer Wahlkreise 8 (rechtsrheinisch, Lahnstein) und 9 (linksrheinisch) vor den CDU-Kandidaten. Am 21. Mai 1991 wurde Rudolf Scharping zum Ministerpräsidenten gewählt, ihm folgte im Oktober 1994 Kurt Beck.

Bei der Kommunalwahl am 12. Juni 1994 erzielte die CDU zwar einen Sitz mehr im Stadtrat als die SPD, jedoch gewann bei der ersten Direktwahl Dr. Eberhard Schulte-Wissermann (SPD) am 26. Juni 1994 das Amt des Oberbürgermeisters.

Bei der Bundestagswahl am 16. Oktober 1994 erhielt Koblenz mit Ursula Mogg aus Metternich erstmals eine weibliche SPD-Bundestagsabgeordnete.